Die liturgischen Psalmen der lateinischen Kirche

Textfassungen der Vulgata, wörtliche Übersetzung, traditionelle geistliche Deutungen

 

von Rodrigo H. Kahl OP

 

Das Chorgestühl von Maulbronn stehe als Symbol stellvertretend für zahllose Klöster, Stifte, Kathedralen, aber auch für die Stätten der vielen Einzelbeter des Göttlichen Offiziums. In einem solchen Chorgestühl wird kein liturgischer Text in so großem Umfang vorgetragen wie die Psalmen der lateinischen Bibel. Diese lateinischen Psalmen sind das entschieden vorherrschende Element im Gestühl von Maulbronn. Versetzen wir uns in die große Zeit des schwäbischen Klosters. Ob die Mönche den ausgedehnten Nachtchor halten oder die sieben Horen am Tag, immer singen sie vor allem Eines: Psalmen!

Fast hat man den Eindruck, dass dieses Chorgestühl geschaffen wurde, um von hier aus Psalmen empor – himmelwärts zu senden. Da ist einmal unsere ganze Erdenschwere – in Maulbronn fällt sie uns in die Augen durch die Last des Eichenholzes dieses Gestühls, wo sich die Schar der Psalmensänger versammelt. Aber hoch darüber schwebt gleichsam das leuchtende gotische Gewölbe, das dem Psalmengesang die Richtung zeigt: Empor! Sursum!

Auch wenn sich in den Psalmen selbst noch gewaltige Brocken unserer irdischen Schwere finden (woran manche Anstoß nehmen) gelingt es doch – und das ist die geistliche Erfahrung von Jahrhunderten – dass diese Psalmen unser Beten in der großartigen Rhythmik des Gregorianischen Gesangs nach oben tragen.

Das vorliegende Buch ist keine exegetische Arbeit über die Psalmen des Alten Testamentes. Es beschäftigt sich vielmehr mit der lateinischen Fassung der Psalmen, wie sie seit Hieronymus (347–420) maßgebend ist. Es ist erstaunlich, dass es die Übersetzung einer Übersetzung ist. Aber in dieser Form sind die heiligen Gesänge in die Liturgie eingegangen, in dieser Form wurden sie geschichtsmächtig im geistlichen und theologischen Schrifttum vieler Jahrhunderte. Niemand kann die Tat­sache leugnen, dass diese Psalmen mit genau diesem Wortlaut das Abendland geprägt haben.

Der Psalter der Vulgata ist im Abendland das große Instrument des Betens geworden. Aber gerade durch seine griechische "Mutter", die Septua­ginta, trifft er sich harmonisch mit den Psalmen der Ostkirchlichen Liturgien.

 

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Format 13,2 x 21 cm

Hardcover, 516 Seiten

1. Auflage 04.2021

Verlagsbuchhandlung Sabat

ISBN 978-3-943506-70-9


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